Europas Fluglinien müssen durch Entschädigungen für Verspätungen und Flugausfälle große Gewinneinbußen hinnehmen. Die jüngste Pleite der deutschen Airline Germania wird die Situation weiter verschärfen.

In den letzten Jahren wurde in der EU die Marke von über einer Milliarde Flugpassagieren überschritten. Bei einem so hohen Verkehrsaufkommen überrascht es nicht, dass nicht immer alles reibungslos verläuft. Bei ungefähr einem Prozent aller Flüge treten Störungen auf, die den Flug um mehr als drei Stunden verspäten oder ausfallen lassen. Dann wird nach EU-Recht eine Entschädigung für die betroffenen Passagiere fällig, die je nach Flugdistanz zwischen 250 und 600 Euro beträgt. Über 10 Millionen Flugreisende waren letztes Jahr von Störungen an ihrem Flug betroffen und wären zu einer Kompensation berechtigt. Bei einer durchschnittlichen Entschädigungshöhe von 350 Euro machten diese Entschädigungsansprüche 2018 mehr als 3,8 Milliarden Euro aus.

Insgesamt über 5 Milliarden Euro für Passagiere

Die Gewinne der Fluggesellschaften werden durch Zahlungen und Rückstellungen für mögliche Forderungen deutlich gemindert: Skycop hat die Jahresberichte bekannter EU-Airlines von 2015-2017 untersucht und kam allein dort auf ein Entschädigungsvolumen von über 5 Milliarden Euro in den drei Jahren: Allein bei der Lufthansa Gruppe fallen jedes Jahr um die 400 Millionen Euro an Entschädigungsansprüchen an.

Wenn tatsächlich alle Ansprüche entschädigt würden, wäre der Gewinn der Fluglinien erheblich gemindert: Manche Fluglinien wie beispielsweise EasyJet wären dann sogar unprofitabel. Doch in der Praxis werden bei weitem nicht alle bestehenden Ansprüche auch ausgezahlt: Viele Passagiere fordern ihr Recht auf Entschädigung nicht ein, da es ihnen nicht bekannt ist oder ihnen der Prozess zu aufwendig erscheint.

Germania-Pleite verschärft die Situation

Wie aus den Daten hervorgeht, steigt die Summe der Entschädigungsansprüche parallel zu den Passagierzahlen von Jahr zu Jahr stark an. Die hohe Auslastung vieler Fluglinien verschlimmert die Situation – die jüngste Insolvenzanmeldung der deutschen Fluglinie Germania kommt da zur Unzeit.

Nach der Einstellung des Flugbetriebes von Germanias 30 Flugzeugen rechnet der Flugrechtexperte Skycop mit einer Mehrbelastung für die anderen Fluglinien. „Wir gehen davon aus, dass die Störungen im Flugverkehr und damit die Kosten für Erstattungen und Entschädigungen in diesem Jahr noch einmal zunehmen werden. Gründe hierfür sind nicht nur die starken Auslastungen der Airlines, sondern auch der Mangel an Fluglotsen oder streikendes Bordpersonal“, so Marius Stonkus, CEO von Skycop. „Bereits am März werden massive zusätzliche Belastungen im Flugbetrieb spürbar werden.“

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