Wassereinspritzung für Autos und Schiffe
Mainz, 24.10.2018 – Das Startup-Unternehmen GoDiesel hat eine neue Lösung für die Hardware-Nachrüstung von Dieselmotoren ins Spiel gebracht – einen Tag vor der Verkündung des Gerichtsurteils zu Fahrverboten in Mainz. Auf einem Fahrgastschiff am Mainzer Rheinufer hat das neu gegründete Unternehmen mit der Wasserein-spritzung ein Verfahren vorgestellt, mit dem sich Stickoxid-Emissionen kostengünstig reduzieren lassen.
Die Location war nicht zufällig gewählt: Die hohe Stickstoffdioxid-Belastung in Städ-ten wie Mainz oder Wiesbaden hat dazu geführt, dass inzwischen auch Schiffsmoto-ren in den Fokus gerückt sind. Die auf den Binnenwasserstraßen verkehrenden Schiffe sind mit rund 25 Prozent an den NOx-Werten von Flussanrainerstädten betei-ligt.
Die Branche sei zu freiwilligen Investitionen in Technologien zur Abgasminderung bereit, betonten Vertreter der Fahrgastschifffahrt. „Diese müssen, wie im Fall der Wassereinspritzung, finanzierbar sein. Was wir vermissen, ist ein Anreizsystem, mit dem sich unser Engagement für den Umweltschutz der Öffentlichkeit besser vermit-teln lässt“, so Burkhard van de Lücht, Fahrgastschiff-Unternehmer aus dem Rhein-gau. Die Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn bietet dazu eine hervorragende Ge-legenheit: Sein Passagierschiff „Willy Schneider“, Veranstaltungsort des GoDiesel-Roundtables, wird im nächsten Jahr besonders umweltfreundlich durch das BUGA-Gelände fahren. Dazu wird das „Green Ship“ mit GoDiesel-Wassereinspritzung aus-gestattet und mit GTL, einem umweltfreundlichen, aus Erdgas gewonnenen Kraft-stoff, betankt.
Eine freiwillige Hardware-Nachrüstung von Diesel-PKW, die vor Fahrverboten und Wertverlust schützt, ist nach wie vor nicht möglich. Dazu fehlt eine Nachrüstrichtlinie. Das will das GoDiesel-Team, hinter dem die erfahrenen Automobil- und Motorenpro-fis Rita Vogtmann, Fritz Cirener und Christian Elvers stehen, ändern. „Mit der Was-sereinspritzung ergänzen wir die bislang schon vorhandenen Nachrüstoptionen um eine weitere, mit rund 1000 Euro sehr kostengünstige Alternative“, betont Firmen-sprecher Christian Elvers – und hofft, damit Bewegung in die lange Zeit festgefahre-ne Situation zu bringen.
Die Voraussetzungen dafür sind gut: Das GoDiesel-Verfahren ist bei ausnahmslos allen PKW-Dieselmotoren der Schadstoffklassen Euro 4, Euro 5 und Euro 6 b/c nachrüstbar. Eingriffe in die Motorsteuerung, für die meisten Fahrzeughersteller ein absolutes No-Go, sind nicht erforderlich. Wie verschiedene Forschungsprojekte be-legen, bleibt die Effizienz der Dieselmotoren vollständig erhalten. Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen werden nicht erhöht, Laufkultur und Leistung nicht negativ be-einflusst. GoDiesel wird für sein Verfahren auch eine Garantieversicherung anbieten.
„Da die Wassereinspritzung mit NOx-Reduktionen von bis zu 50 Prozent und relativ zur SCR-Nachrüstung technisch weniger aufwändig ist, kann diese zu einem deutlich günstigeren Preis angeboten werden. Ebenfalls lässt sie sich gut in der Breite einset-zen“, so Professor Thomas Heinze von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken. In seinem Institut laufen umfangreiche Versuche mit der Wasserein-spritzung von GoDiesel. Er hofft, dass die Randbedingungen für die Nachrüstung schnellstmöglich festgeschrieben werden und somit die nächsten Schritte für die wei-tere Systementwicklung möglichst bald angegangen werden können. Das saarländi-sche Forscherteam wird auch das „Green Ship“-Projekt während der BUGA wissen-schaftlich begleiten. Prüfstandversuche mit der erstmals eingesetzten Kombination aus GTL-Kraftstoff und Wassereinspritzung wurden bereits in Angriff genommen.
Die Wassereinspritzung des Neuwieder Unternehmens setzt am Kernproblem des Dieselmotors an: den hohen Verbrennungstemperaturen. Dazu wird destilliertes Wasser in die Ansaugluft des Motors per Injektor eingedüst. Im Brennraum werden dadurch die Spitzentemperaturen abgesenkt, auf ein Niveau, das weiterhin die ein-wandfreie Funktion von Dieselpartikelfiltern, Oxidations- bzw. Speicherkatalysatoren von Automobilen gewährleistet. Eine leistungsfähige Elektronik, die u.a. die Signale eines in das GoDiesel-System integrierten NOx-Sensors verarbeitet, sorgt für eine optimale Dosierung.
Mit einem messerscharfen Plädoyer gegen das Umtauschprogramm Alt gegen Neu beleuchtete Fritz Cirener von GoDiesel dessen negative Auswirkungen auf den Kli-maschutz. Sein Beispiel: Der Besitzer eines Euro 5 Diesels der Mittelklasse mit einer Jahresfahrleistung von 15000 km lässt sein Fahrzeug verschrotten und wählt einen neuen Benziner der gleichen Fahrzeugklasse. Die Neuanschaffung würde 42 Jahre benötigen, um den durch Entsorgung und Neuproduktion entstandenen CO2-Nachteil auszugleichen. Selbst ein Elektroauto schneide hier mit 11 Jahren Nutzungsdauer nicht entscheidend besser ab, so Cirener.
Einen sehr konkreten Vorschlag hat GoDiesel zu den Kosten einer Hardware-Nachrüstung: Das Team der GoDiesel-Experten plädiert für eine Drittelung zwischen Bund, Autoherstellern und Dieselfahrern bzw. dem Handel. Betrugsdiesel ausge-nommen. Schließlich habe der Staat mit der erfolgreichen Förderung von Rußparti-kelfiltern seinerzeit gute Erfahrungen gesammelt, denn, so GoDiesel-Mitgesellschafterin Rita Vogtmann, „von sauberer Luft profitieren alle“.
GoDiesel steht mit potentiellen Partnern für Produktion und Vertrieb in enger Verbin-dung, wodurch ein Markthochlauf binnen weniger Monate möglich ist.
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