Wechsel in Privatwirtschaft als Vorstand eines Diesel-Nachrüsters/Bundesregierung und Parteien überrascht
Berlin 01.04.2019 – Für einen Paukenschlag sorgen Gerüchte um einen Wechsel von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in die Privatwirtschaft. Unbestätigten Berichten zufolge handelt es sich um den PKW-Dieselnachrüster GoDiesel aus Neuwied. Das erst im vergangenen Jahr gegründete Startup-Unternehmen setzt mit einer neu entwickelten Wassereinspritzung auf eine sehr kostengünstige und in der Breite nachrüstbare Technologie zur Absenkung von Stickoxiden. Wie aus dem Umfeld des Ministers zu hören ist, haben ihn das Verfahren, bei dem auf eine Aufrüstung der Abgasnachhandlung verzichtet wird, und die enormen Marktperspektiven nachhaltig überzeugt. Im Fokus stehen rund 15 Millionen Diesel-PKW der Abgasnormen Euro 4, 5 und 6, deren Stickoxid-Emissionen (NOx) größtenteils erheblich über den gesetzlichen Grenzwerten liegen.
Angeworben wurde Andreas Scheuer dem Vernehmen nach durch den künftigen Aufsichtsrat der ab dem Herbst neu firmierenden GoDiesel AG. Es soll sich dabei um einen bekannten, in der Politik gut vernetzten DAX-Vorstand handeln. Scheuer, dem eine besondere Vorliebe für Youngtimer – ihm gehört u.a. ein Dreier-BMW aus dem früheren Besitz von Franz-Josef Strauß – nachgesagt wird, übernimmt den Posten eines Vorstands in der „kleinen“ Aktiengesellschaft.
Laut einem Mitarbeiter des Bundesverkehrsministeriums, der ungenannt bleiben will, hat „Andy“ Scheuer intern schon sehr früh die Tatsache kritisiert, dass bestens erhaltene Dieselfahrzeuge entweder in der Schrottpresse landen oder in Ostländer wie Rumänien abverkauft werden. „Diese auch unter Klimaschutzaspekten unverantwortbare Marktpolitik der Autohersteller“ war dem CSU-Minister demnach schon lange ein Dorn im Auge. Zumal ihm Parteifreunde in der niederbayerischen Heimat auch auf den sozialen Aspekt der Dieselkrise hingewiesen hätten: Nicht jeder könne sich „mal schnell ein neues Fahrzeug leisten, Prämien hin oder her.“
Das Scheuer-Ministerium und die Bundesregierung hüllen sich zunächst in Schweigen, auch seitens der Union oder des Koalitionspartners SPD waren keine offiziellen Stellungnahmen zu vernehmen. Während sich ein Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion „sprachlos“ zeigte, wurde Jürgen Resch, Chef der Deutschen Umwelthilfe, deutlicher: „Wir respektieren die Entscheidung von Herrn Scheuer, werden diese erstaunliche Wandlung vom Nachrüst-Saulus zum Kämpfer für eine Diesel-Hardwarenachrüstung jedoch aufmerksam verfolgen.“ Berichte, nach denen auch ihm ein Aufsichtsratsposten in der GoDiesel AG angeboten worden sei, wollte Resch nicht kommentieren.
Bei dem auf Wassereinspritzung basierenden Verfahren einer „Hardwarenachrüstung“ wird ein Wasserspray in die Ansaugluft gebracht. Dadurch sinken die Stickoxidwerte ohne Nachteile bei Kraftstoffverbrauch, CO2 oder Motorleistung. Nach Herstellerangaben kostet das bei praktisch allen Dieselautos nachrüstbare Verfahren nur 1000 Euro inclusive Einbau.
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