Bei 64.800 Kilometern war ein Zylinder hin/ Neuer Teilemotor fällig
24. Januar 2017. Siegen (DiaPrw). Der zweite Teil unseres Langzeittests zum VW Polo 9N 1,4-Liter, Benziner, 75 PS (55 KW), Baujahr 2005, stand unter keinem guten Stern. Inzwischen hat er rund 69.500 Kilometer auf dem Buckel. Bis etwa 64.000 Kilometer traten nur kleinere, überschaubare Mängel auf, wie in Teil 1 des Testberichts von Presseweller bei zirka 60.000 Kilometern beschrieben. An den meist nicht niedrigen Kraftstoffverbrauch haben wir uns lange gewöhnt. Insgesamt waren wir zufrieden mit unserem hellblauen Kleinen. Zwischendrin passierte aber ein richtig „dickes Ding“. Trotz aller durchgeführten Inspektionen und Wartungsdienste von Beginn bis heute wurde bei 64.800 Kilometern ein kapitaler Motorschaden festgestellt. In unserer „Autogeschichte“ gab es das noch nie bei solch einem niedrigen Kilometerstand!
Der Polo war uns bis dahin ein guter Begleiter. Platz genug für uns und Gepäck sowie im Rahmen der Leistung ausreichend schnell. Die Mängel waren über die vielen Jahre gesehen überschaubar. Inspektionen, Wartungen und Reparaturen erledigt vom Kauf an zuverlässig ein VW- und Skoda-Autohaus. Alle Hauptuntersuchungen, landläufig TÜV genannt, verliefen stets ohne Mängel. An einen Motorschaden hatte niemand gedacht. Bemerkt wurde er auch nicht. Schließlich fuhr das Auto wie immer, auch noch, als der schwerwiegende Mangel entdeckt wurde.
Dilemna bei der AU
Zur Hauptuntersuchung im April 2016 wird auch die AU durchgeführt. Dabei hakt es: Die erforderlichen Werte wurden nicht erreicht. Es gab verschiedene Überlegungen: Zündkerze, Zündkabel und weitere „einfache“ Sachen. War nicht! Die Kompressionsprüfung bringt mehr Licht ins Dunkel: Zylinder 3 arbeitet nicht richtig. Dem Meister nach musste der Schaden „tiefer“ liegen. Nach der Demontage des Zylinderkopfes zeigt sich, dass Ventile und Kolbenringe in Ordnung sind. Der Zylinder selbst ist nicht dicht. Alternative: neuer Teilemotor. Na klasse!
Unbemerkter Schaden
Der Polo fuhr bis dahin so normal wie immer und sprang wie gewohnt schnell an. Auch bei den Inspektionen vorher gab es nie Auffälligkeiten. Das Auto wurde stets bewusst gefahren: für ein langes Motorleben. Es ist so ähnlich wie bei manchen Krankheiten: „Warum ist das so, wie kommt das?“ Manches bleibt eben erst einmal unbekannt. Die Reparatur mit neuem Teilemotor, Zahnriemen usw. sowie AU und Hauptuntersuchung – ohne Beanstandungen bis auf Rostflecken auf dem Endschalldämpfer – hat rund 3390 Euro gekostet. Kein Schnäppchen. Seitdem läuft der Polo wieder so weiter. Hoffentlich noch länger. Veränderungen stellen wir nicht fest. Unverändert geblieben ist auch der Verbrauch. Ein Kostverächter war er nie. Aktuell liegen wir bei Mischfahrweise aus Kurz- und längeren Landstraßenfahrten meist bei über acht oder teils auch über neun Litern pro 100 Kilometer. Nur bei Langstreckenfahrten, wie erst Ende Dezember wieder getestet, begnügt sich unser Polo mit weniger. Mit Landstraßenfahrten und rund 90 Prozent Autobahn bei insgesamt rund 730 Kilometern notierten wir einen Schnitt von 6,95 Liter/ 100 Kilometer. Das geht in Ordnung. Angesichts der Diskussionen zu Verbrauchs- und Abgaswerten müssen wir allerdings gestehen, dass wir unser Auto, wie auch viele andere, nicht nach diesen beiden Werten aussuchen, sondern danach, ob es uns gefällt und zu uns passt.
Sonstige Bewertungen
+ für die Fahrzeugklasse gute Platzverhältnisse für Passagiere und Gepäck; – tiefer Gepäckraumladeboden; +/- Laufruhe geht für die damaligen Verhältnisse in Ordnung (heutige moderne Fahrzeuge, auch in dieser Klasse, sind oft akustisch zurückhaltender); ++ übersichtlich angeordnete Instrumente, klare Beschalterung; ++ gute Heizung; ++ Radio der damaligen Zeit – sehr praktisch, da ganz einfach einstellbar, auch bei Senderwechsel: ohne Firlefanz mit intuitiver Bedienung über Drehknöpfe und Tasten; ++ Drehradbedienung für punktgenaue Rücksitzlehneneinstellung (es gibt oft auch Hebelgriffe); ++ Becherhalter vorne oben rechts zum Einschieben. Halten wir für praktischer als die heute üblichen Rundeinlässe im Mittelkonsolen-/ unteren Armaturenbereich; +++ Batterie ist nach über elf Jahren noch zuverlässig. (jw)
Anmerkungen: Alle Angaben nach bestem Wissen, aber ohne Gewähr für Fahrzeugdaten, Zeiten und Bezeichnungen. Irrtum bleibt stets vorbehalten. Der Testbericht bezieht sich ausschließlich auf das von uns gefahrene Fahrzeug und unsere Eindrücke und Erfahrungen, ist also individuell. Der gesamte Langzeit-Testbericht Teil 2 kann ohne Anmeldung auf www.presseweller.de abgerufen werden, unter „Auto“, Auto-Praxis-Tests im Blog. Dort ist auch Teil 1 aufrufbar: http://www.presseweller.de/Auto/auto.html
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