Frankfurt am Main, 14. Dezember 2016 – Das Steering Committee des vom Travel Industry Club (TIC) gegründeten Think Tank hat jetzt neun Top-Themen identifiziert, die die weitere erfolgreiche Zukunft der gesamten Touristikindustrie maßgeblich beeinflussen werden. Diese für die gesamte Branche entscheidenden Themen sind „Integrierte Plattformen“, „Automatisierte Individualisierung“, „Rolle von Staat und Gesellschaft“, „Schnittstelle zum Kunden“, „Veränderung der Wertschöpfungsketten“, „Content“, „Convenience on demand“, „Monopol-Bildung“ und „Mensch vs. Maschine: Grenzen der Digitalisierung“.

Dirk Bremer, President des Travel Industry Club, sagt: „Die erfolgreiche und zukunftsfähige Gestaltung dieser Themen wird ausschlaggebend sein für die weitere ökonomische Kraft unserer gesamten Industrie. Sehr viel wird davon abhängen, ob und wie sich die Leistungsträger und Dienstleister unserer Branche diesen Themen stellen und wie sie die daraus resultierenden Herausforderungen meistern.“ Der Travel Industry Club als führender Wirtschaftsclub der Branche wolle sich künftig mit deutlich hörbarer Stimme in diese Themen einbringen und einmischen, so Bremer.

Ab sofort stehen die vom Think Tank erarbeiteten Top-Themen im Fokus der inhaltlichen und politischen Arbeit des TIC, sie sind Leitplanken für die Touristikindustrie, und auf ihrer Basis werden Diskussionen angestoßen, Veranstaltungen konzipiert und Experten für den künftigen Wissens- und Informationsaustausch ausgewählt.

Inhaltlich vorangetrieben, analysiert und mit hohem Praxiswissen aufgeladen werden die neun Top-Themen in den drei Working Committees (WOC) des Think Tank. Diese WOCs wurden für die drei wichtigsten Kernbereiche der Touristik gegründet – Mobility, Digital und Customer Centricity. Jedes WOC wird jeweils drei Top-Themen in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellen.

Die neun Top-Themen und die Working Committees (WOC) im Detail:

WOC Mobility (Lead: Dr. Ralph Körfgen, Deutsche Bahn)

1. Integrierte Plattformen: Für Touristikindustrie und Mobilitätsdienstleister stellt sich die Frage, ob sie bei der Entwicklung und Implementierung integrierter Vertriebsplattformen künftig federführend sein werden oder Kooperationspartner beziehungsweise schlimmstenfalls nur Erfüllungsgehilfen branchenfremder Dritter. Zu diskutieren wird unter anderem sein, ob und welche neuen Kooperationsmodelle künftig tragfähig sein können und wie sich die Rolle der Leistungsträger dadurch mittel- bis langfristig ändern wird.

2. Automatisierte Individualisierung: Big Data und Predictive Analytics ermöglichen immer genauere Vorhersagen über Kundenverhalten und Kundenströme – sowohl auf Basis anonymer Daten als auch auf Basis persönlicher Kundendaten. Die Folge ist eine immer weitere automatisierte Individualisierung von Produkten und Services. Für die Touristikindustrie und deren Mobilitätsdienstleister geht es unter anderem darum, Servicequalitäten und Produkte durch Datennutzung und -segmentierung zu verbessern und zu verfeinern und dadurch Wettbewerbsvorteile zu sichern.

3. Rolle von Staat und Gesellschaft: Sharing Economy, autonomes Fahren, Uber & Co. Die Buzzwords der Digitalisierung haben extrem große Auswirkungen auf traditionelle Player in der Touristik und insbesondere in der Mobilitätsindustrie. Entscheidend wird sein, inwieweit Staat und Gesellschaft für faire Wettbewerbsbedingungen und transparente Spielregeln zwischen etablierten und neuen Marktteilnehmern sorgen werden. Gestalten ja, Regulieren nein – das ist die vom Travel Industry Club geforderte Formel für die Zukunft.

WOC Digital (Lead: Bernhard Steffens, Traveltainment)

4. Schnittstelle zum Kunden: Die Digitalisierung verändert Art und Umfang der Schnittstellen zum Kunden kolossal. Die Hoheit über die Touchpoints, die Frage nach den Möglichkeiten eines kanalübergreifenden Funnelentry dominieren die Diskussionen. Entscheidend wird künftig sein, wer den Kunden zur richtigen Zeit (vor, während, nach der Reise) auf dem richtigen Kanal (online, mobile, offline) anspricht und wie relevant für die Touristik die vielzitierte Customer Journey tatsächlich ist.

5. Veränderung der Wertschöpfungsketten: Disruptive Unternehmen wie Uber und AirBnB erzwingen neue Geschäftsmodelle. Traditionelle Wertschöpfungsketten verändern sich massiv, neue Lösungen müssen gefunden, die digitale Transformation vorangetrieben werden. Dies hat insbesondere im touristischen Vertrieb erhebliche Folgen, die künftige Entwicklung der Vertriebsmargen steht unter besonderer Beobachtung, die Konsequenzen für Filialketten, Eigenvertriebs- und Fremdvertriebsmodelle sind völlig offen. Die Machtverhältnisse werden sich neu justieren.

6. Content: Eines der meist zitierten Buzzwords der Digitalisierung fordert die Reiseindustrie heraus. Der Prosument (professioneller Konsument) wird immer anspruchsvoller. Dies wirft eine Vielzahl entscheidender Fragen auf: Mit welchen Inhalten kann die Touristik Prosumenten künftig begeistern? Wie wichtig ist exklusiver Content? Welche Rolle spielen Content Hubs? Wer hat die Kontrolle über den Content? Welche Distributionsplattformen sind für welchen Content die erfolgreichsten?

WOC „Customer Centricity“ (Lead: Prof. Dr. Peter Wippermann, Trendbüro)

7. Convenience on demand: Die weiter voranschreitende Entwicklung zu einer „on demand-Gesellschaft“ hat enorm große Auswirkungen auf die Reiseindustrie. Die Kunden wollen individualisierte Produkte, immer und sofort, bequem und günstig. Produktions- und Vertriebsstrukturen müssen sich an diese Entwicklung anpassen, oft genug radikal verändern. Customization in allen Bereichen der Wertschöpfungskette wird die Touristik in den nächsten Jahren vor massive Herausforderungen stellen.

8. Monopol-Bildung: Die Digitalisierung führt zu zahlreichen neuen Monopol-Bildungen – auf Anbieterseite, aber auch auf Nachfrageseite. Für die Touristik stellt sich hier unter anderem die Frage, wie Vertrieb und Point-of-Sale in Zukunft aussehen werden. Klärungsbedarf gibt es außerdem bei den Fragen: Was bedeutet es, dass einstige Online Pure Player nun den Weg in den stationären Handel suchen? Welche Teile der Customer Journey sind auch künftig nicht digitalisierbar? Und welche Rolle spielen in diesem Kontext künftig starke Marken?

9. Mensch vs. Maschine – Grenzen der Digitalisierung: Der Kunde wird immer digitalaffiner. Es entsteht aber auch bereits eine Gegenentwicklung. Temporäre Digitalverweigerer und Trends wie „Offline ist der neue Luxus“ schaffen neue Realitäten. Für die Reiseindustrie als traditionelle Service- und Gastgeberindustrie birgt das große Chancen. Die Digitalisierung wird so Enabler für eine Renaissance persönlicher Dienstleistungen und die Stärkung persönlicher Kundenbeziehungen. Große Auswirkungen hat diese Entwicklung auch auf die Berufsbilder der Touristikindustrie. Hier muss frühzeitig erkannt werden, wo künftig neuer qualifizierter Bedarf entsteht und wo alte Anforderungen wegfallen.

Der Think Tank des Travel Industry Club (TIC) wurde im Herbst 2016 gegründet. Mehr als 40 Experten aus allen Segmenten der Reise- und Touristikindustrie stellen dafür ihre Expertise zur Verfügung. Den Kern des neuen Think Tanks bilden das Steering Committee sowie die drei Working Committees. Das Steering Committee des Think Tank setzt sich aus rund zehn Branchenexperten zusammen, darunter Prof. Dr. Markus Heller von Fried & Partner und Haakon Herbst von HSMA, die Medienexperten Lars Nielsen von Geo Saison und Marliese Kalthoff von fvw sowie Dirk Bremer und Peter Agel vom TIC. Außerdem Mitglied im Steering Committee sind die Leads der drei Working Committees Dr. Ralph Körfgen von der Deutschen Bahn (WOC „Mobility“), Bernhard Steffens von Traveltainment (WOC Digital) sowie Prof. Dr. Peter Wippermann vom Trendbüro (WOC „Customer Centricity“).

„Der neue Think Tank ist eines der bislang größten Projekte des Travel Industry Club“, so TIC President Dirk Bremer. Mit dem neuen Think Tank erreiche der führende Wirtschaftsclub der Branche eine völlig neue Stufe der Kollaboration, die helfen wird, die wichtigsten Branchenthemen noch massiver und effizienter anzugehen. „Zudem wird die Stimme des TIC und seiner mehr als 800 Mitglieder so noch deutlich mehr Gehör in Wirtschaft und Politik finden“, sagt Bremer. Davon würden sowohl die Mitglieder des Travel Industry Club als auch die gesamte Reiseindustrie künftig stark profitieren.

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